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Переводы русской литературы
Translations of Russian literature


Am obern Peneios wie zuvor

Sirenen.

Stürzt euch in Peneios Fluth!
Plätschernd ziemt es da zu schwimmen,
Lied um Lieder anzustimmen,
Dem unseligen Volk zu gut.
Ohne Wasser ist kein Heil!
Führen wir mit hellem Heere
Eilig zum ägäischen Meere,
Würd’ uns jede Lust zu Theil.

Erdbeben.

Sirenen.

Schäumend kehrt die Welle wieder,
Fließt nicht mehr im Bett darnieder;
Grund erbebt, das Wasser staucht,
Kies und Ufer berstend raucht.
Flüchten wir! Kommt alle, kommt!
Niemand dem das Wunder frommt.
Fort! ihr edlen frohen Gäste
Zu dem seeisch heitern Feste,
Blinkend, wo die Zitterwellen,
Ufernetzend, leise schwellen;
Da wo Luna doppelt leuchtet,
Uns mit heiligem Thau befeuchtet.
Dort ein freibewegtes Leben,
Hier ein ängstlich Erde-Beben;
Eile jeder Kluge fort!
Schauderhaft ist’s um den Ort.

Seismos

(in der Tiefe brummend und polternd).

Einmal noch mit Kraft geschoben,
Mit den Schultern brav gehoben!
So gelangen wir nach oben,
Wo uns alles weichen muß.

Sphinxe.

Welch ein widerwärtig Zittern,
Häßlich grausenhaftes Wittern!
Welch ein Schwanken, welches Beben,
Schaukelnd Hin- und Wiederstreben!
Welch unleidlicher Verdruß!
Doch wir ändern nicht die Stelle,
Bräche los die ganze Hölle.
Nun erhebt sich ein Gewölbe
Wundersam. Es ist derselbe,
Jener Alte, längst Ergraute,
Der die Insel Delos baute,
Einer Kreisenden zu Lieb’
Aus der Wog’ empor sie trieb.
Er, mit Streben, Drängen, Drücken,
Arme straff, gekrümmt den Rücken,
Wie ein Atlas an Gebärde,
Hebt er Boden, Rasen, Erde,
Kies und Gries und Sand und Letten,
Unsres Ufers stille Betten.
So zerreißt er eine Strecke
Quer des Thales ruhige Decke.
Angestrengtest, nimmer müde,
Kolossal-Karyatide,
Trägt ein furchtbar Steingerüste,
Noch im Boden bis zur Büste;
Weiter aber soll’s nicht kommen,
Sphinxe haben Platz genommen.

Seismos.

Das hab’ ich ganz allein vermittelt,
Man wird mir’s endlich zugestehn:
Und hätt’ ich nicht geschüttelt und gerüttelt,
Wie wäre diese Welt so schön? –
Wie ständen eure Berge droben
In prächtig-reinem Aetherblau,
Hätt’ ich sie nicht hervorgeschoben
Zu mahlerisch-entzückter Schau!
Als, Angesichts der höchsten Ahnen,
Der Nacht, des Chaos, ich mich stark betrug
Und, in Gesellschaft von Titanen,
Mit Pelion und Ossa als mit Ballen schlug.
Wir tollten fort in jugendlicher Hitze,
Bis überdrüssig, noch zuletzt
Wir dem Parnaß, als eine Doppelmütze,
Die beiden Berge frevelnd aufgesetzt...
Appollen hält ein froh Verweilen
Dort nun mit seliger Musen Chor.
Selbst Jupitern und seinen Donnerkeilen
Hob ich den Sessel hoch empor.
Jetzt so, mit ungeheurem Streben,
Drang aus dem Abgrund ich herauf,
Und fordre laut, zu neuem Leben,
Mir fröhliche Bewohner auf.

Sphinxe.

Uralt müßte man gestehen
Sey das hier Emporgebürgte,
Hätten wir nicht selbst gesehen
Wie sich’s aus dem Boden würgte.
Bebuschter Wald verbreitet sich hinan,
Noch drängt sich Fels auf Fels bewegt heran;
Ein Sphinx wird sich daran nicht kehren:
Wir lassen uns im heiligen Sitz nicht stören.

Greife.

Gold in Blättchen, Gold in Flittern
Durch die Ritzen seh’ ich zittern.
Laßt euch solchen Schatz nicht rauben;
Imsen auf! es auszuklauben.
Chor der Ameisen.
Wie ihn die Riesigen
Empor geschoben,
Ihr Zappelfüßigen
Geschwind nach oben!
Behendest aus und ein!
In solchen Ritzen
Ist jedes Bröselein
Werth zu besitzen.
Das Allermindeste
Müßt ihr entdecken
Auf das geschwindeste
In allen Ecken.
Allemsig müßt ihr seyn,
Ihr Wimmelschaaren;
Nur mit dem Gold herein!
Den Berg laßt fahren.

Greife.

Herein! Herein! Nur Gold zu Hauf!
Wir legen unsre Klauen drauf,
Sind Riegel von der besten Art,
Der größte Schatz ist wohlverwahrt.

Pygmäen.

Haben wirklich Platz genommen,
Wissen nicht wie es geschah.
Fraget nicht woher wir kommen,
Denn wir sind nun einmal da!
Zu des Lebens lustigem Sitze
Eignet sich ein jedes Land;
Zeigt sich eine Felsenritze,
Ist auch schon der Zwerg zur Hand.
Zwerg’ und Zwergin, rasch zum Fleiße,
Musterhaft ein jedes Paar.
Weiß nicht, ob es gleicher Weise
Schon im Paradiese war.
Doch wir finden’s hier zum besten,
Segnen dankbar unsern Stern;
Denn, im Osten wie im Westen,
Zeugt die Mutter Erde gern.

Daktyle.

Hat sie in einer Nacht
Die Kleinen hervorgebracht;
Sie wird die Kleinsten erzeugen,
Finden auch ihres Gleichen.

Pygmäen-Aelteste.

Eilet, bequemen
Sitz einzunehmen,
Eilig zum Werke!
Schnelle für Stärke.
Noch ist es Friede;
Baut euch die Schmiede,
Harnisch und Waffen
Dem Heer zu schaffen.
Ihr Imsen alle,
Rührig im Schwalle,
Schafft uns Metalle!
Und ihr Daktyle,
Kleinste, so viele,
Hölzer zu holen!
Schichtet zusammen
Heimliche Flammen,
Schaffet uns Kohlen.

Generalissimus.

Mit Pfeil und Bogen
Frisch ausgezogen!
An jenem Weiher
Schießt mir die Reiher
Unzählig nistende,
Hochmüthig brüstende,
Auf einen Ruck!
Alle wie Einen;
Daß wir erscheinen
Mit Helm und Schmuck.

Imsen und Daktyle.

Wer wird uns retten!
Wir schaffen’s Eisen,
;Sie schmieden Ketten.
Uns los zu reißen
Ist noch nicht zeitig,
Drum seyd geschmeidig.

Die Kraniche des Ibykus.

Mordgeschrei und Sterbeklagen!
Aengstlich Flügelfllatterschlagen!
Welch ein Aechzen, welch Gestöhn
Alle sind sie schon ertödtet,
See von ihrem Blut geröthet;
Mißgestaltete Begierde
Raubt des Reihers edle Zierde.
Weht sie doch schon auf dem Helme
Dieser Fettbauch-Krummbein-Schelme.
Ihr Genossen unsres Heeres,
Reihenwanderer des Meeres,
Euch berufen wir zur Rache
In so nahverwandter Sache.
Keiner spare Kraft und Blut,
Ewige Feindschaft dieser Brut!

(Zerstreuen sich krächzend in den Lüften.)

Mephistopheles

(in der Ebene).

Die nordischen Hexen wußt’ ich wohl zu meistern,
Mir wird’s nicht just mit diesen fremden Geistern.
Der Blocksberg bleibt ein gar bequem Local,
Wo man auch sey, man findet sich zumal.
Frau Ilse wacht für uns auf ihrem Stein,
Auf seiner Höh’ wird Heinrich munter seyn,
Die Schnarcher schnauzen zwar das Elend an,
Doch alles ist für tausend Jahr gethan.
Wer weiß denn hier nur wo er geht und steht,
Ob unter ihm sich nicht der Boden bläht?
Ich wandle lustig durch ein glattes Thal
Und hinter mir erhebt sich auf einmal
Ein Berg, zwar kaum ein Berg zu nennen,
Von meinen Sphinxen mich jedoch zu trennen
Schon hoch genug – hier zuckt noch manches Feuer
Das Thal hinab, und flammt um’s Abenteuer…
Noch tanzt und schwebt mir lockend, weichend vor
Spitzbübisch gaukelnd, der galante Chor.
Nur sachte drauf! Allzugewohnt an’s Naschen
Wo es auch sey, man sucht was zu erhaschen.

Lamien

(Mephistopheles nach sich ziehend).

Geschwind, geschwinder!
Und immer weiter!
Dann wieder zaudernd,
Geschwätzig plaudernd.
Es ist so heiter
Den alten Sünder
Uns nach zu ziehen,
Zu schwerer Buße
Mit starrem Fuße
Kommt er geholpert
Einher gestolpert;
Er schleppt das Bein,
Wie wir ihn fliehen,
Uns hinterdrein.

Mephistopheles (stillstehend).

Verflucht Geschick! Betrogne Mansen!
Von Adam her verführte Hansen!
Alt wird man wohl, wer aber klug?
Warst du nicht schon vernarrt genug!
Man weiß, das Volk taugt aus dem Grunde nichts;
Geschnürten Leibs, geschminkten Angesichts;
Nichts haben sie Gesundes zu erwiedern,
Wo man sie anfaßt, morsch in allen Gliedern.
Man weiß, man sieht’s, man kann es greifen,
Und dennoch tanzt man wenn die Luder pfeifen.

Lamien (innehaltend).

Halt! er besinnt sich, zaudert, steht;
Entgegnet ihm daß er euch nicht entgeht!

Mephistopheles (fortschreitend).

Nur zu! und laß dich in’s Gewebe
Der Zweifeley nicht thörig ein;
Denn wenn es keine Hexen gäbe,
Wer Teufel möchte Teufel seyn!

Lamien (anmuthigst).

Kreisen wir um diesen Helden;
Liebe wird in seinem Herzen
Sich gewiß für Eine melden.

Mephistopheles.

Zwar bei ungewissem Schimmer
Scheint ihr hübsche Frauenzimmer,
Und so möcht’ ich euch nicht schelten.

Empuse (eindringend).

Auch nicht mich! als eine solche
Laßt mich ein in eure Folge.

Lamien.

Die ist in unserm Kreis zuviel,
Verdirbt doch immer unser Spiel.

Empuse

(zu Mephistopheles).

Begrüßt von Mühmichen Empuse,
Der Trauten mit dem Eselsfuße!
Du hast nur einen Pferdefuß,
Und doch, Herr Vetter, schönsten Gruß!

Mephistopheles.

Hier dacht’ ich lauter Unbekannte,
Und finde leider Nahverwandte,
Es ist ein altes Buch zu blättern:
Vom Harz bis Hellas immer Vettern!

Empuse.

Entschieden weiß ich gleich zu handeln,
In vieles könnt’ ich mich verwandeln;
Doch euch zu Ehren hab’ ich jetzt
Das Eselsköpfchen aufgesetzt.

Mephistopheles.

Ich merk’ es hat bei diesen Leuten
Verwandtschaft Großes zu bedeuten;
Doch mag sich was auch will ereignen,
Den Eselskopf möcht’ ich verleugnen.

Lamien.

Laß diese Garstige, sie verscheucht
Was irgend schön und lieblich däucht;
Was irgend schön und lieblich wär’,
Sie kommt heran, es ist nicht mehr.

Mephistopheles.

Auch diese Mühmchen, zart und schmächtig,
Sie sind mir allesammt verdächtig;
Und hinter solcher Wänglein Rosen,
Fürcht’ ich doch auch Metamorphosen.

Lamien.

Versuch’ es doch! sind unsrer Viele.
Greif zu! Und hast du Glück im Spiele
Erhasche dir das beste Loos.
Was soll das lüsterne Geleyer?
Du bist ein miserabler Freier,
Stolzirst einher und thust so groß! –
Nun mischt er sich in unsre Schaaren;
Laßt nach und nach die Masken fahren,
Und gebt ihm euer Wesen bloß.

Mephistopheles.

Die schönste hab’ ich mir erlesen...

(Sie umfassend.)

O weh mir! welch ein dürrer Besen!

(Eine andere ergreifend.)

Und diese?... Schmähliches Gesicht!

Lamien.

Verdienst du’s besser? dünk' es nicht.

Mephistopheles.

Die Kleine möcht’ ich mir verpfänden...
Lacerte schlüpft mir aus den Händen!
Und schlangenhaft der glatte Zopf.
Dagegen faß’ ich mir die Lange...
Da pack’ ich eine Thyrsusstange!
Den Pinienapfel als den Kopf.
Wo will’s hinaus?... Noch eine Dicke,
An der ich mich vielleicht erquicke;
Zum letztenmal gewagt! Es sey!
Recht quammig, quappig, das bezahlen
Mit hohem Preis Orientalen…
Doch ach! der Bovist platzt entzwey!

Lamien.

Fahrt auseinander, schwankt und schwebet
Blitzartig, schwarzen Flugs, umgebet
Den eingedrungnen Hexensohn!
Unsichre schauderhafte Kreise!
Schweigsamen Fittichs, Fledermäuse;
Zu wohlfeil kommt er doch davon.

Mephistopheles

(sich schüttelnd).

Viel klüger, scheint es, bin ich nicht geworden;
Absurd ist’s hier, absurd im Norden,
Gespenster hier wie dort vertrackt,
Volk und Poeten abgeschmackt.
Ist eben hier eine Mummenschanz,
Wie überall ein Sinnentanz.
Ich griff nach holden Maskenzügen
Und faßte Wesen daß mich’s schauerte…
Ich möchte gerne mich betrügen,
Wenn es nur länger dauerte.

(Sich zwischen dem Gestein ver[irren]d.)

Wo bin ich denn? Wo will’s hinaus?
Das war ein Pfad, nun ist’s ein Graus.
Ich kam daher auf glatten Wegen,
Und jetzt steht mir Geröll entgegen.
Vergebens klettr’ ich auf und nieder,
Wo find’ ich meine Sphinxe wieder?
So toll hätt’ ich mir’s nicht gedacht,
Ein solch Gebirg in Einer Nacht!
Das heiß’ ich frischen Hexenritt,
Die bringen ihren Blocksberg mit.

Oreas (vom Naturfels).

Herauf hier! Mein Gebirg ist alt,
Steht in ursprünglicher Gestalt.
Verehre schroffe Felsensteige,
Des Pindus letztgedehnte Zweige.
Schon stand ich unerschüttert so
Als über mich Pompejus floh.
Daneben, das Gebild des Wahns,
Verschwindet schon beim Krähn des Hahns.
Dergleichen Mährchen seh’ ich oft entstehn
Und plötzlich wieder untergehn.

Mephistopheles.

Sey Ehre dir, ehrwürdiges Haupt!
Von hoher Eichenkraft umlaubt.
Der allerklarste Mondenschein
Dringt nicht zur Finsterniß herein. –
Doch neben am Gebüsche zieht
Ein Licht das gar bescheiden glüht.
Wie sich das alles fügen muß!
Fürwahr! es ist Homunculus.
Woher des Wegs, du Kleingeselle?

Homunculus.

Ich schwebe so von Stell’ zu Stelle
Und möchte gern im besten Sinn entstehn,
Voll Ungeduld mein Glas entzwey zu schlagen;
Allein was ich bisher gesehn
Hinein da möcht’ ich mich nicht wagen.
Nur, um dir’s im Vertraun zu sagen:
Zwey Philosophen bin ich auf der Spur,
Ich horchte zu, es hieß: Natur! Natur!
Von diesen will ich mich nicht trennen,
Sie müssen doch das irdische Wesen kennen;
Und ich erfahre wohl am Ende
Wohin ich mich am allerklügsten wende.

Mephistopheles.

Das thu’ auf deine eigne Hand.
Denn, wo Gespenster Platz genommen,
Ist auch der Philosoph willkommen.
Damit man seiner Kunst und Gunst sich freue,
Erschafft er gleich ein Dutzend neue.
Wenn du nicht irrst, kommst du nicht zu Verstand.
Willst du entstehn, entsteh’ auf eigne Hand!

Homunculus.

Ein guter Rath ist auch nicht zu verschmähn.

Mephistopheles.

So fahre hin! Wir wollen’s weiter sehn.

(Trennen sich.)

Anaxagoras (zu Thales).

Dein starrer Sinn will sich nicht beugen,
Bedarf es weit’res dich zu überzeugen?

Thales.

Die Welle beugt sich jedem Winde gern,
Doch hält sie sich vom schroffen Felsen fern.

Anaxagoras.

Durch Feuerdunst ist dieser Fels zu Handen.

Thales.

Im Feuchten ist Lebendiges erstanden.

Homunculus

(zwischen beiden).

Laßt mich an eurer Seite gehn,
Mir selbst gelüstet’s zu entstehn!

Anaxagoras.

Hast du, o Thales, je, in Einer Nacht,
Solch einen Berg aus Schlamm hervorgebracht?

Thales.

Nie war Natur und ihr lebendiges Fließen
Auf Tag und Nacht und Stunden angewiesen.
Sie bildet regelnd jegliche Gestalt,
Und selbst im Großen ist es nicht Gewalt.

Anaxagoras.

Hier aber war’s! Plutonisch grimmig Feuer,
Aeolischer Dünste Knallkraft, ungeheuer,
Durchbrach des flachen Bodens alte Kruste
Daß neu ein Berg sogleich entstehen mußte.

Thales.

Was wird dadurch nun weiter fortgesetzt?
Er ist auch da, und das ist gut zuletzt.
Mit solchem Streit verliert man Zeit und Weile
Und führt doch nur geduldig Volk am Seile.

Anaxagoras.

Schnell quillt der Berg von Myrmidonen,
Die Felsenspalten zu bewohnen,
Pygmäen, Imsen, Däumerlinge,
Und andre thätig kleine Dinge.

(Zum Homunculus.)

Nie hast du Großem nachgestrebt,
Einsiedlerisch-beschränkt gelebt;
Kannst du zur Herrschaft dich gewöhnen,
So laß ich dich als König krönen.

Homunculus.

Was sagt mein Thales?

Thales.

Will’s nicht rathen;
Mit Kleinen thut man kleine Thaten,
Mit Großen wird der Kleine groß.
Sieh hin! die schwarze Kranich-Wolke!
Sie droht dem aufgeregten Volke
Und würde so dem König drohn.
Mit scharfen Schnäbeln, Krallen-Beinen,
Sie stechen nieder auf die Kleinen;
Verhängniß-Wetter leuchtet schon.
Ein Frevel tödtete die Reiher,
Umstellend ruhigen Friedensweiher.
Doch jener Mordgeschosse Regen,
Schafft grausam-blutigen Rache-Segen,
Erregt der Nahverwandten Wuth,
Nach der Pygmäen frevlem Blut.
Was nützt nun Schild und Helm und Speer?
Was hilft der Reiherstrahl den Zwergen?
Wie sich Daktyl und Imse bergen!
Schon wankt, es flieht, es stürzt das Heer.

Anaxagoras

(nach einer Pause feierlich).

Konnt’ ich bisher die Unterirdischen loben,
So wend’ ich mich in diesem Fall nach oben…
Du! droben ewig unveraltete,
Dreynamig-Dreygestaltete,
Dich ruf’ ich an bei meines Volkes Weh,
Diana, Luna, Hekate!
Du Brust-erweiternde, im Tiefsten-sinnige,
Du ruhig-scheinende, gewaltsam-innige,
Eröffne deiner Schatten grausen Schlund,
Die alte Macht sey ohne Zauber kund!

(Pause.)

Bin ich zu schnell erhört!
Hat mein Flehn
Nach jenen Höhn
Die Ordnung der Natur gestört?
Und größer, immer größer nahet schon
Der Göttin rundumschriebner Thron,
Dem Auge furchtbar, ungeheuer!
In’s Düstre röthet sich sein Feuer…
Nicht näher! drohend-mächtige Runde,
Du richtest uns und Land und Meer zu Grunde!
So wär’ es wahr, daß dich thessalische Frauen,
In frevlend magischem Vertrauen,
Von deinem Pfad herabgesungen?
Verderblichstes dir abgerungen?…
Das lichte Schild hat sich umdunkelt,
Auf einmal reißt’s und blitzt und funkelt!
Welch ein Geprassel! Welch ein Zischen!
Ein Donnern, Windgethüm dazwischen! –
Demüthig zu des Thrones Stufen –
Verzeiht! Ich hab’ es hergerufen.

(Wirft sich auf’s Angesicht.)

Thales.

Was dieser Mann nicht alles hört’ und sah!
Ich weiß nicht recht wie uns geschah,
Auch hab’ ich’s nicht mit ihm empfunden.
Gestehen wir, es sind verrückte Stunden,
Und Luna wiegt sich ganz bequem
An ihrem Platz so wie vordem.

Homunculus.

Schaut hin nach der Pygmäen Sitz,
Der Berg war rund, jetzt ist er spitz.
Ich spürt’ ein ungeheures Prallen,
Der Fels war aus dem Mond gefallen,
Gleich hat er, ohne nachzufragen,
So Freund als Feind gequetscht, erschlagen.
Doch muß ich solche Künste loben,
Die schöpferisch, in einer Nacht,
Zugleich von unten und von oben,
Dieß Berggebäu zu Stand gebracht.

Thales.

Sey ruhig! Es war nur gedacht.
Sie fahre hin die garstige Brut!
Daß du nicht König warst ist gut.
Nun fort zum heitern Meeresfeste,
Dort hofft und ehrt man Wundergäste.

(Entfernen sich.)

Mephistopheles

(an der Gegenseite kletternd).

Da muß ich mich durch steile Felsentreppen,
Durch alter Eichen starre Wurzeln schleppen!
Auf meinem Harz der harzige Dunst
Hat was vom Pech und das hat meine Gunst;
Zunächst der Schwefel… Hier, bei diesen Griechen
Ist von dergleichen kaum die Spur zu riechen;
Neugierig aber wär’ ich, nachzuspüren
Womit sie Höllenqual und Flamme schüren.

Dryas.

In deinem Lande sey einheimisch klug,
Im fremden bist du nicht gewandt genug.
Du solltest nicht den Sinn zur Heimath kehren,
Der heiligen Eichen Würde hier verehren.

Mephistopheles.

Man denkt an das was man verließ,
Was man gewohnt war bleibt ein Paradies.
Doch sagt: was in der Höhle dort,
Bei schwachem Licht, sich dreyfach hingekauert?

Dryas.

Die Phorkyaden! Wage dich zum Ort,
Und sprich sie an, wenn dich nicht schauert.

Mephistopheles.

Warum denn nicht! – Ich sehe was, und staune!
So stolz ich bin, muß ich mir selbst gestehn:
Dergleichen hab’ ich nie gesehn,
Die sind ja schlimmer als Alraune.…
Wird man die urverworfnen Sünden
Im mindesten noch häßlich finden,
Wenn man dieß Dreygethüm erblickt?
Wir litten sie nicht auf den Schwellen
Der grauenvollsten unsrer Höllen.
Hier wurzelt’s in der Schönheit Land,
Das wird mit Ruhm antik genannt.…
Sie regen sich, sie scheinen mich zu spüren,
Sie zwitschern pfeifend, Fledermaus-Vampyren.

Phorkyaden.

Gebt mir das Auge, Schwestern, daß es frage,
Wer sich so nah an unsre Tempel wage.

Mephistopheles.

Verehrteste! Erlaubt mir euch zu nahen
Und euren Segen dreyfach zu empfahen.
Ich trete vor, zwar noch als Unbekannter,
Doch, irr’ ich nicht, weitläufiger Verwandter.
Altwürdige Götter hab’ ich schon erblickt,
Vor Ops und Rhea tiefstens mich gebückt;
Die Parzen selbst, des Chaos, eure Schwestern,
Ich sah sie gestern – oder ehegestern;
Doch eures Gleichen hab’ ich nie erblickt,
Ich schweige nun und fühle mich entzückt.

Phorkyaden.

Er scheint Verstand zu haben dieser Geist.

Mephistopheles.
Nur wundert’s mich, daß euch kein Dichter preis't. –
Und sagt! wie kam’s, wie konnte das geschehn?
Im Bilde hab’ ich nie euch Würdigste gesehn;
Versuch’s der Meißel doch euch zu erreichen,
Nicht Juno, Pallas, Venus und dergleichen.

Phorkyaden.

Versenkt in Einsamkeit und stillste Nacht
Hat unser Drey noch nie daran gedacht!

Mephistopheles.

Wie sollt’ es auch? da ihr der Welt entrückt,
Hier niemand seht und niemand euch erblickt.
Da müßtet ihr an solchen Orten wohnen
Wo Pracht und Kunst auf gleichem Sitze thronen,
Wo jeden Tag, behend, im Doppelschritt,
Ein Marmorblock als Held in’s Leben tritt.
Wo –

Phorkyaden.

Schweige still und gib uns kein Gelüsten!
Was hülf’ es uns und wenn wir’s besser wüßten?
In Nacht geboren, Nächtlichem verwandt,
Beinah uns selbst, ganz allen unbekannt.

Mephistopheles.

In solchem Fall hat es nicht viel zu sagen,
Man kann sich selbst auch andern übertragen.
Euch Dreyen gnügt Ein Auge, gnügt Ein Zahn,
Da ging es wohl auch mythologisch an
In zwey die Wesenheit der drey zu fassen,
Der dritten Bildniß mir zu überlassen,
Auf kurze Zeit.

Eine.

Wie dünkt’s euch! ging es an?

Die Andern.

Versuchen wir’s! – doch ohne Aug’ und Zahn.

Mephistopheles.

Nun habt ihr grad das Beste weggenommen,
Wie würde da das strengste Bild vollkommen!

Eine.

Drück’ du ein Auge zu, ’s ist leicht geschehn,
Laß alsofort den Einen Raffzahn sehn,
Und, im Profil, wirst du sogleich erreichen
Geschwisterlich vollkommen uns zu gleichen.

Mephistopheles.

Viel Ehr’! Es sey!

Phorkyaden.

Es sey!

Mephistopheles

(als Phorkyas im Profil).

Da steh’ ich schon,
Des Chaos vielgeliebter Sohn!

Phorkyaden.

Des Chaos Töchter sind wir unbestritten.

Mephistopheles.

Man schilt mich nun, o Schmach! Hermaphroditen.

Phorkyaden.

Im neuen Drey der Schwestern welche Schöne!
Wir haben zwey der Augen, zwey der Zähne.

Mephistopheles.

Vor aller Augen muß ich mich verstecken,
Im Höllenpfuhl die Teufel zu erschrecken.

(Ab.)


Theil 2. Akt 2. Am obern Peneios wie zuvor. «Faust» Goethe.

« Peneios

Felsbuchten des Aegäischen Meers »





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Книги — корабли мысли, странствующие по волнам времени и бережно несущие свой драгоценный груз от поколения к поколению.
Фрэнсис Бэкон

Без чтения нет настоящего образования, нет и не может быть ни вкуса, ни слова, ни многосторонней шири понимания; Гёте и Шекспир равняются целому университету. Чтением человек переживает века.
Александр Герцен



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