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Переводы русской литературы
Translations of Russian literature


Lustgarten

Morgensonne.

Der Kaiser, dessen Hofstaat, Männer und Frauen, Faust, Mephistopheles
(anständig, nicht auffallend,& nach Sitte gekleidet; beide knien).

Faust.

Verzeihst du Herr das Flammengaukelspiel?

Kaiser

(zum Aufstehen winkend).

Ich wünsche mir dergleichen Scherze viel. –
Auf einmal sah ich mich in glühender Sphäre,
Es schien mir fast als ob ich Pluto wäre.
Aus Nacht und Kohlen lag ein Felsengrund,
Von Flämmchen glühend. Dem und jenem Schlund
Aufwirbelten viel tausend wilde Flammen,
Und flackerten in Ein Gewölb zusammen.
Zum höchsten Dome züngelt es empor,
Der immer ward und immer sich verlor.
Durch fernen Raum gewundner Feuersäulen
Sah ich bewegt der Völker lange Zeilen,
Sie drängten sich im weiten Kreis heran,
Und huldigten, wie sie es stets gethan.
Von meinem Hof erkannt’ ich ein und andern,
Ich schien ein Fürst von tausend Salamandern.

Mephistopheles.

Das bist du Herr! Weil jedes Element
Die Majestät als unbedingt erkennt.
Gehorsam Feuer hast du nun erprobt,
Wirf dich in’s Meer wo es am wildsten tobt,
Und kaum betrittst du perlenreichen Grund,
So bildet wallend sich ein herrlich Rund;
Siehst auf und ab lichtgrüne schwanke Wellen,
Mit Purpursaum, zu schönster Wohnung schwellen,
Um dich, den Mittelpunkt. Bei jedem Schritt
Wohin du gehst gehn die Paläste mit.
Die Wände selbst erfreuen sich des Lebens,
Pfeilschnellen Wimmlens, Hin- und Wiederstrebens.
Meerwunder drängen sich zum neuen milden Schein,
Sie schießen an, und keines darf herein.
Da spielen farbig goldbeschuppte Drachen,
Der Haifisch klafft, du lachst ihm in den Rachen.
Wie sich auch jetzt der Hof um dich entzückt,
Hast du doch nie ein solch Gedräng erblickt.
Doch bleibst du nicht vom Lieblichsten geschieden,
Es nahen sich neugierige Nereiden
Der prächtigen Wohnung in der ewigen Frische,
Die jüngsten scheu und lüstern wie die Fische,
Die spätern klug; schon wird es Thetis kund,
Dem zweyten Peleus reicht sie Hand und Mund. –
Den Sitz alsdann auf des Olymps Revier! –

Kaiser.

Die luftigen Räume die erlaß ich dir;
Noch früh genug besteigt man jenen Thron.

Mephistopheles.

Und, höchster Herr! die Erde hast du schon.

Kaiser.

Welch gut Geschick hat dich hierher gebracht?
Unmittelbar aus Tausend Einer Nacht.
Gleichst du an Fruchtbarkeit Scheherazaden,
Versichr’ ich dich der höchsten aller Gnaden.
Sey stets bereit, wenn eure Tageswelt,
Wie’s oft geschieht, mir widerlichst mißfällt.

Marschalk (tritt eilig auf).

Durchlauchtigster, ich dacht’ in meinem Leben
Vom schönsten Glück Verkündung nicht zu geben
Als diese, die mich hoch beglückt,
In deiner Gegenwart entzückt:
Rechnung für Rechnung ist berichtigt,
Die Wucherklauen sind beschwichtigt,
Los bin ich solcher Höllenpein;
Im Himmel kann’s nicht heitrer seyn.

Heermeister (folgt eilig).

Abschläglich ist der Sold entrichtet,
Das ganze Heer auf’s neu verpflichtet,
Der Lanzknecht fühlt sich frisches Blut,
Und Wirth und Dirnen haben’s gut.

Kaiser.

Wie athmet eure Brust erweitert!
Das faltige Gesicht erheitert!
Wie eilig tretet ihr heran!

Schatzmeister (der sich einfindet).

Befrage diese die das Werk gethan.

Faust.

Dem Canzler ziemt’s die Sache vorzutragen.

Canzler (der langsam herankommt).

Beglückt genug in meinen alten Tagen. –
So hört und schaut das schicksalschwere Blatt,
Das alles Weh in Wohl verwandelt hat.

(Er lies't.)

„Zu wissen sey es jedem der’s begehrt:
Der Zettel hier ist tausend Kronen werth.
Ihm liegt gesichert, als gewisses Pfand,
Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland.
Nun ist gesorgt, damit der reiche Schatz,
Sogleich gehoben, diene zum Ersatz.“

Kaiser.

Ich ahne Frevel, ungeheuren Trug!
Wer fälschte hier des Kaisers Namenszug?
Ist solch Verbrechen ungestraft geblieben?

Schatzmeister.

Erinnre dich! hast selbst es unterschrieben;
Erst heute Nacht. Du standst als großer Pan,
Der Kanzler sprach mit uns zu dir heran:
„Gewähre dir das hohe Festvergnügen,
Des Volkes Heil, mit wenig Federzügen.“
Du zogst sie rein, dann ward’s in dieser Nacht
Durch Tausendkünstler schnell vertausendfacht.
Damit die Wohlthat allen gleich gedeihe,
So stempelten wir gleich die ganze Reihe,

Zehn, Dreyßig, Funfzig, Hundert sind parat.

Ihr denkt euch nicht wie wohl’s dem Volke that.
Seht eure Stadt, sonst halb im Tod verschimmelt,
Wie alles lebt und lustgenießend wimmelt!
Obschon dein Name längst die Welt beglückt,
Man hat ihn nie so freundlich angeblickt.
Das Alphabet ist nun erst überzählig,
In diesem Zeichen wird nun jeder selig.

Kaiser.

Und meinen Leuten gilt’s für gutes Gold?
Dem Heer, dem Hofe gnügt’s zu vollem Sold?
So sehr mich’s wundert muß ich’s gelten lassen.

Marschalk.

Unmöglich wär’s die Flüchtigen einzufassen;
Mit Blitzeswink zerstreute sich’s im Lauf.
Die Wechsler-Bänke stehen sperrig auf,
Man honorirt daselbst ein jedes Blatt
Durch Gold und Silber, freilich mit Rabatt.
Nun geht’s von da zum Fleischer, Bäcker, Schenken;
Die halbe Welt scheint nur an Schmaus zu denken,
Wenn sich die andre neu in Kleidern bläht.
Der Krämer schneidet aus, der Schneider näht.
Bei: „Hoch dem Kaiser!“ sprudelt’s in den Kellern,
Dort kocht’s und brät’s und klappert’s mit den Tellern.

Mephistopheles.

Wer die Terrassen einsam abspaziert,
Gewahrt die Schönste, herrlich aufgeziert,
Ein Aug’ verdeckt vom stolzen Pfauenwedel,
Sie schmunzelt uns und blickt nach solcher Schedel;
Und hurtiger als durch Witz und Redekunst
Vermittelt sich die reichste Liebesgunst.
Man wird sich nicht mit Börs’ und Beutel plagen,
Ein Blättchen ist im Busen leicht zu tragen,
Mit Liebesbrieflein paart’s bequem sich hier.
Der Priester trägt’s andächtig im Brevier,
Und der Soldat, um rascher sich zu wenden,
Erleichtert schnell den Gürtel seiner Lenden.
Die Majestät verzeihe wenn ins Kleine
Das hohe Werk ich zu erniedern scheine.

Faust.

Das Uebermaß der Schätze, das, erstarrt,
In deinen Landen tief im Boden harrt,
Liegt ungenutzt. Der weiteste Gedanke
Ist solches Reichthums kümmerlichste Schranke;
Die Phantasie, in ihrem höchsten Flug,
Sie strengt sich an und thut sich nie genug;
Doch fassen Geister, würdig tief zu schauen,
Zum Gränzenlosen gränzenlos Vertrauen.

Mephistopheles.

Ein solch Papier, an Gold und Perlen Statt,
Ist so bequem, man weiß doch was man hat;
Man braucht nicht erst zu markten noch zu tauschen,
Kann sich nach Lust in Lieb und Wein berauschen.
Will man Metall, ein Wechsler ist bereit,
Und fehlt es da, so gräbt man eine Zeit.
Pokal und Kette wird verauctionirt,
Und das Papier, sogleich amortisirt,
Beschämt den Zweifler der uns frech verhöhnt.
Man will nichts anders, ist daran gewöhnt.
So bleibt von nun an allen Kaiser-Landen
An Kleinod, Gold, Papier genug vorhanden.

Kaiser.

Das hohe Wohl verdankt euch unser Reich,
Wo möglich sey der Lohn dem Dienste gleich.
Vertraut sey euch des Reiches innrer Boden,
Ihr seyd der Schätze würdigste Custoden.
Ihr kennt den weiten wohlverwahrten Hort,
Und wenn man gräbt, so sey’s auf euer Wort.
Vereint euch nun ihr Meister unsres Schatzes,
Erfüllt mit Lust die Würden eures Platzes,
Wo mit der obern sich die Unterwelt,
In Einigkeit beglückt, zusammenstellt.

Schatzmeister.

Soll zwischen uns kein fernster Zwist sich regen,
Ich liebe mir den Zaubrer zum Collegen.

(Ab mit Faust.)

Kaiser.

Beschenk’ ich nun bei Hofe Mann für Mann,
Gesteh’ er mir wozu er’s brauchen kann.

Page (empfangend).

Ich lebe lustig, heiter, guter Dinge.

Ein Andrer (gleichfalls).

Ich schaffe gleich dem Liebchen Kett’ und Ringe.

Kämmerer (annehmend).

Von nun an trink’ ich doppelt bess’re Flasche.

Ein Andrer (gleichfalls).

Die Würfel jucken mich schon in der Tasche.

Bannerherr (mit Bedacht).

Mein Schloß und Feld ich mach’ es schuldenfrei.

Ein Andrer (gleichfalls).

Es ist ein Schatz, den leg’ ich Schätzen bei.

Kaiser.

Ich hoffte Lust und Muth zu neuen Thaten;
Doch wer euch kennt, der wird euch leicht errathen.
Ich merk’ es wohl, bei aller Schätze Flor
Wie ihr gewesen bleibt ihr nach wie vor.

Narr (herbeikommend).

Ihr spendet Gnaden, gönnt auch mir davon.

Kaiser.

Und lebst du wieder? du vertrinkst sie schon.

Narr.

Die Zauber-Blätter! ich versteh’s nicht recht.

Kaiser.

Das glaub’ ich wohl, denn du gebrauchst sie schlecht.

Narr.

Da fallen andre, weiß nicht was ich thu’.

Kaiser.

Nimm sie nur hin, sie fielen dir ja zu.

(Ab.)

Narr.

Fünf tausend Kronen wären mir zu Handen!

Mephistopheles.

Zweybeiniger Schlauch bist wieder auferstanden?

Narr.

Geschieht mir oft, doch nicht so gut als jetzt.

Mephistopheles.

Du freust dich so, daß dich’s in Schweiß versetzt.

Narr.

Da seht nur her, ist das wohl Geldes werth?

Mephistopheles.

Du hast dafür was Schlund und Bauch begehrt.

Narr.

Und kaufen kann ich Acker, Haus und Vieh?

Mephistopheles.

Versteht sich! biete nur, das fehlt dir nie.

Narr.

Und Schloß, mit Wald und Jagd und Fischbach?

Mephistopheles.

Traun!

Ich möchte dich gestrengen Herrn wohl schaun!

Narr.

Heut Abend wieg’ ich mich im Grundbesitz! –

(Ab.)

Mephistopheles (solus).

Wer zweifelt noch an unsres Narren Witz!


Theil 2. Akt 1. Lustgarten. «Faust» Goethe.

« Kaiserliche Pfalz

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